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Event

Freitag 08.05.2015

Präsenz - Virtualität

Freitag 8 Mai 2015  20:30h

Präsenz - Virtualität
Politische Komposition zwischen Abstraktion und Konkretismus


Programm

Wolfgang Heiniger (1964*)
Schwingkreis (2010) für kleine Trommel und zwei Selbstspielende Kleine Trommeln

Thomas Kessler (1937*)
Drumcontroll (1983) für Schlagzeug und Computer

Amit Gilutz (1983*)
shifting skins (2012) für Schlagzeug und Elektronik

Adam Maor (1983*)
Occupy Haifa (2011) für Tonband

Hadas Pe'ery (1986*)
Neues Werk für Schlagzeug und Elektronik Uraufführung

Mitwirkende

Martin Lorenz, Schlagzeug
Hadas Pe'ery, Elektronik/Klangregie

Eintrittpreise: 25.- / 15.-

Die Komponistin Hadas Pe'ery und der Schlagzeuger Martin Lorenz arbeiten zusammen an einem Programm zeitgenössischer Musik. Dieses Programm präsentiert Stücke für Schlagzeug und Live-Elektronik von israelischen und schweizer Komponisten und beinhaltet die Uraufführung eines neuen Werkes von Pe'ery für diese Besetzung. Mit Thomas Kessler (1937*) Wolfgang Heiniger (1964*) Adam Maor (1983*) Hadas Pe'ery (1986*) Amit Gilutz (1983*) werden KomponistInnen dreier Generationen aufgeführt die mehrheitlich in einem direkten Lehrer-Schüler Verhältnis zueinander stehen. Sie vertreten alle eine Ästhetik des Konkreten mehr als der Abstraktion und suchen im Umgang mit elektronischen Mitteln nicht virtuelle Räume zu erschliessen sondern nach einer physischen Präsenz der Medien im realen Raum.

In den 70er Jahren war Thomas Kessler Leiter des Elektronik Beat Studio Berlin wo er in regem Austausch mit Musikern wie Agitation Free, Ash Ra Tempel und Tangerine Dream war. In diesem nicht-akkademischen Umfeld begründete der schweizer Elektronik-Pionier eine einzigartige Praxis der live-elektronischen Aufführung und Komposition. Kesslers Herangehensweise zeichnet sich aus durch den Willen nicht alles kontrollieren zu wollen, den Einbezug von Zufallselementen (eine klare Parallele zu den Synthesizerpionieren der 70ern) und die Infragestellung des Verhältnisses von Musiker und Elektronik. In der Elektronik wird ein revolutionäres Potential erkannt und gefördert. Insbesondere auch die sozialen Verhältnisse von Interpret, Maschine und Publikum stehen im Fokus der Arbeit. Es ist diese Ästhetik des Konkreten die eine junge Generation von KomponistInnen anzieht, die ihnen Raum bietet sich auszudrücken und eine musikalische Sprache zu finden die es ermöglicht mit Musik auf politische Ereignisse der Gesellschaft Bezug zu nehmen. Viele israelische KomponistInnen sind sozial sehr engagiert und entwickeln eine Tonsprache bei der politische Stellungnahme und ästhetische Klangforschung gleichermassen Katalisator sind. Sie beziehen Stellung gegen einen Pragmatismus der Negation politischer Themen in der Gesellschaft wie auch in der Kunst. Sie wehren sich gegen einen Pragmatismus der letztendlich jeden Raum für eine freie Kunst verdrängt.

In "Occupy Haifa" für 4-Kanal Tonband verarbeitet Adam Maor Umweltgeräusche der Stadt mit moderner Samplingtechnik. Er bezieht sich damit auf die "musique concrète" Pierre Schaeffers oder Pierre Henrys. Das Umweltgeräusch ist bei Maor aber nicht neutrales Klangmaterial sondern eben auch Träger einer semantischen Information, die versucht die Stadt Haifa in ihrer ganzen Komplexität zu portätieren. In "Schwingkreis" schreibt Heiniger für eine Kleine Trommel und zwei selbstspielende Kleine Trommeln. Es handelt sich hier nicht um ein Solostück bei dem ein Instrument live-elektronisch weiterverarbeitet wird, sondern um eine Kammermusik zwischen Musikern und Elektronik, die beide dieselben Materialien bearbeiten. Dies wird erreicht durch den Einsatz von Transducern, Drahtspulen mit einem magnetischen Kern, der durch elektrische Energie in Schwingung versetzt wird. Im Gegenteil zu einem Kotntaktmikrophon, das den Körperschall eines Instrumentes abnimmt kann ein Transducer jedes matrielle Objekt in Schwingung versetzen und es so zum Lautsprecher werden lassen. Diese Technologie setzt auch Hadas Pe'ery in ihrem neuen Werk für Schlagzeug und Elektronik ein. Sie führt diese Idee weiter über das Mensch-Maschine Verhältnis hinaus und arbeitet mit Rückkoplungen an selbstregulierenden elektroakkustischen Systemen. Mit Transducern, Kontaktmikrophonen und Schlaginstrumenten erzeugt sie einen konkreten Raum in dem elektronische Klänge eine physikalische Präsenz haben. Der so erzeugte Schall ist nicht der ideale, körperlose, virtuelle Klang von Lautsprechern, sondern ein greifbares, handfestes Resultat von klingenden Materialien von physischer Realität.