New3Art zugeschnitten

Konzert

Freitag 29.09.2023   20:00

N e w 3 A r t  p l a y s . . KON.TAKTE

Jens Ruland, Schlagzeug
Judith Wegmann, Piano
Robert Torche, Sound Design

Programm:
Spiegelung I - Improvisation
Karlheinz Stockhausen - Kontakte (1958-60)
Spiegelung II - Improvisation
Antoine Chessex - Geschichte der Gewalt (2022), UA
Spiegelungen III - Improvisation

In der langjährigen musikalischen Auseinandersetzung mit der Beziehung von Raum und Zeit reifte die Idee des geplanten Programms KON.TAKTE. Unter dem Namen New3Art kommt ein Programm zur Aufführung, das auf unserer seit Jahren verfolgten Linie der Klangforschung entstanden ist. Die für die elektroakustische Musik wegweisende Komposition “"Kontakte" (1960) von Karlheinz Stockhausen gelangt durch unser konzeptuell gestaltetes Programm zu einer neuen Interpretation. Der Schweizer Komponist und Klangkünstler Antoine Chessex (*1980) komponierte für dieses Programm das Auftragswerk “"Geschichten der Gewalt". Im Kontext zu den beiden Werke stehen unsere Improvisationen - die "“Spiegelungen I-III".

Unsere Faszination für das gewählte Material ist in der individuellen künstlerischen Entwicklung zu finden. Was uns antreibt, ist die Musik, das Verfolgen einer Linie der Klangsprache. Die Auseinandersetzung mit Raum und Zeit bildet seit Jahren einen zentralen Aspekt unseres musikalischen Schaffens. Wie auch die Verbindung von komponierter Musik und unseren aus dem Moment entworfenen Improvisationen ein Schwerpunkt von unserem Arbeitsschwerpunkt ist. Das gemeinsame Ziel ist die Kreation eines in sich schlüssigen Klangerlebnisses - in Verbindung von historischem Bewusstsein und künstlerischem Ausdruck.

New3Art plays Kon.Takte - Trailer

Impulse für die neue Musik

Mit der Komposition «Kontakte» legte Karlheinz Stockhausen 1960 grundlegende Impulse zur Entwicklung der neuen Musik. Hierin stellte er sich der Herausforderung einer Verschmelzung elektronisch und akustisch erzeugter Klänge. Diese Innovation sollte später in unterschiedlichste Produkte der elektronischen Klangerzeugung einfließen. Es handelte sich um die kompositorische Anwendung von Kategorien anstelle von einem «starren» Instrumentalklang: Metallklang - Fellklang - Holzklang. Sie werden auf Geräusche wie auf Tonmaterial angewendet. In der ursprünglichen Version von «Kontakte», wurden die Klänge rein elektronisch erzeugt. Die spätere Fassung, welche in diesem Projekt zur Aufführung kommt, sieht zwei Instrumentalisten plus Elektronik vor. Dabei trifft das traditionelle Instrumentarium auf die Welt der elektronisch erzeugten Klänge und verbindet sich damit. Das führt zur Verschmelzung, zu Farbenreichtum und Klangvielfalt. Die Komposition ist konzipiert als ein Prozess der Klangwandlung mit feinen Übergängen. Dieser Umgang mit Raum und Zeit, dem Halten von Spannung, bildet für uns Interpretierende die Faszination dieses Werkes.

«Kontakte» will eine Spannung erzeugen, die bis zum Schluss hält. Stockhausen nennt dies «Momentform» und meint damit eine Musik, die beginnt und wieder aufhört. Eine Musik, in der allein das Gegenwärtige zählt und in deren Verlauf auf keiner Ebene eine Richtung feststellbar ist.  

Musikalischer Brückenschlag

Im Programm enthalten sind zudem drei freie Improvisationen mit dem Titel «Spiegelungen I-III». Als Künstlerin und Künstler mit langer Erfahrung in freier Improvisation ist es uns wichtig, Stockhausens Komposition mit dem zeitgenössischen Teil und den Improvisationen zu verbinden. Die für dieses Projekt entstandene Komposition des in der Schweiz geborenen Komponisten Antoine Chessex, bildet dabei einen Brückenschlag zwischen den frühen Phasen der elektronischen Musik und der Avantgarde des 21. Jh.

Chessexs “Geschichten der Gewalt" ist ein Stück für Klavier, Schlaginstrumente und Elektronik, welches die Potenzialität eines Dialogs zwischen den akustischen Echtzeitinteraktionen der Instrumentation mit analoger Elektronik erforscht hat. Er wollte verschiedene Klangfarben von Tonband und Kassetten implementieren, die Texturen von Flügel und Schlagwerken verzerren und subtil verändern. Die Partitur wird die Ambivalenz von zwei Dualismen hinterfragen, nämlich:  Der Improvisation und der Komposition sowie dem akustischen und dem elektronischen Signal. Dabei konzentriert sich die Form des Werks auf reduzierte Gestik und repetitive Motive, das immer wieder die Physikalität des Raums zu artikulieren versucht. So fokussiert es sich auf die Verschmelzung von verschiedenen Frequenzen, und lässt einen mit seinem Werk in eine persönliche Klangwelt eintauchen. (Judith Wegmann, judithwegmann.ch)