Manfred Werder und Stefan Thut arbeiten beide an Werken, welche einer permanenten Recherche und Praxis gleichkommen und in diesem Sinne kategoriale Werkbegriffe hinter sich lassen. Die Werke sind eigentliche Sedimente. Es geht darum, in der mentalen und physischen Durchquerung der Welt die ganze Abundanz möglicher Aussagen (énoncés) sichtbar und erfahrbar zu machen. Wenn wir auf die schon längst historische Indeterminacy John Cage's Prägung eingehen und darüber hinausgehen möchten, heisst dies nichts andres als die Verpflichtung, sich der Welt hinzuwenden nicht im Sinne schon vorbestimmter, vorgehörter musikalischer Parameter (wie immer "unbestimmt" diese sein mögen), sondern im Sinne einer radikal entsubjektivierten Perspektive, welche der Welt ihren Ausdruck zuzugestehen vermag. Manfred Werder und Stefan Thut arbeiten also in einer ersten Bewegung an einer grundsätzlichen Dekonstruierung der Ansätze, welche uns die Welt als diese erscheinen lassen, als welche wir sie schon parametrisch, diagrammatisch abgesteckt und in einer Bewegung der expressiven Verinnerlichung eingeschlossen haben. Eine zweite Bewegung zeitigt sodann eine Erfahrung, welche zu einer Musik (und natürlich nicht nur Musik) führt, die wir nicht mehr notwendigerweise als Musik erkennen müssen: Dies ist der eigentliche Moment der Musik (oder des Lebens) in ihrer höchsten Wirksamkeit.

Manfred Werder und Stefan Thut spielen seit bald 20 Jahren intensiv zusammen und haben gemeinsame Projekte realisiert in Tokyo (2009, Kid Ailack Hall), Genève (2008, 2010, MAMCO), London (2010, Café Oto), Berlin (2005 bis 2010), Bruxelles (2005 bis 2010), Solothurn (seit 2008), Basel ( 2017, 2021), Zürich (seit 2005, Galerie Mark Müller; Schlosserei Nenniger; Kunstraum Walcheturm).