David Daniel aka Dada Global
- Kategorie
- Musician
- Land
- CH
- Gegend
- ZH
- Jahr
- 1983
David Daniel sitzt im Bistro im neuen Kino Kosmos in der Europaallee. «Nenn mich Dada», sagt er und lächelt spitzbübisch. Die Geschichte, die er bald zu erzählen beginnt, ist faszinierend, und sie reicht weit zurück: Dada, Jahrgang 1983, ist seit 20 Jahren DJ, Produzent und Liveperformer. Mit fünf lernte er Piano und Cello. Mit neun wusste er bereits, dass er Musiker werden möchte, übte bis zu sieben Stunden am Tag. Mit 13 dann sein erstes Konzert (Debussy, Mozart), mit 15 das Studium am Konservatorium in Zürich. Doch das viele Üben zehrte an dem Jugendlichen, er sei ausgebrannt gewesen, sagt er, was zu einem Bruch in seiner eigentlich früh vorgezeichneten Biografie führte. Das war Ende der Neunzigerjahre, und Dada war gerade mal 18 Jahre alt.
In Zürich blühte zu der Zeit in Clubs wie dem Persil, der Dachkantine oder der Toni-Molkerei die alternative Technokultur. Dada kehrte der klassischen Musik den Rücken und begann aufzulegen. Darin, aber auch im Komponieren eigener Tracks fand der klassisch ausgebildete Musiker eine neue Berufung, eine wild wuchernde Spielwiese. Die Zeichen standen gut für einen wie ihn, der die Grenzen der elektronischen Musik ausloten wollte, der mehr suchte als den schnellen Kick auf dem Dancefloor. Der einstmalige Einzelgänger fand Gleichgesinnte. Dada wurde zur Underground-Figur. Wer einen von Dadas aktuellen Auftritten bei Youtube anschaut, kann noch immer einen Mann beobachten, der wie elektrisiert an seinen Geräten schraubt. Der Flächen dahinfliessen und Töne Kapriolen schlagen lässt; der an Melodien schleift und kirchenorgelähnliche Soundwände hochzieht. «Ich bedinge mir vor meinen Auftritten eine Carte blanche aus», sagt er. Er brauche die totale künstlerische Freiheit.
Weniger experimentell, aber nicht weniger intensiv klingen jene Liveauftritte, die Dada unter dem Namen Superlive aufführt. Mindestens ein halbes Dutzend Musikerinnen und Musiker stehen dabei mit ihm an einem Tisch, der den ganzen Raum durchmisst, bis zu 50 Geräte liegen vor ihnen. Über mehrere Stunden improvisieren sie zu einem geraden Beat. «Wir können dabei grandios scheitern, aber auch reüssieren. Es gibt kein Auffangnetz», sagt Dada, der bubenhafte Künstler. Es ist dies seine Welt.
(Daniel Sarasin im "ZuriTipp", 31.11.2017)