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Freitag 03.11.2023 20:30
Orient Express Filmtage: Im toten Winkel
Im toten Winkel
Spielfilm | Deutschland, Türkei 2023 | Ayşe Polat | 117' | engl., türk., dt., kurd. m. dt. UT
Mystery-Thriller
In einer abgelegenen Stadt im Nordosten der Türkei versucht ein deutsches Filmteam, einen Dokumentarfilm zu drehen. Simone ist am Schicksal Hatices interessiert, deren Sohn vor einem Vierteljahrhundert entführt wurde. Erzählen gegen das Vergessen, Rituale gegen das Verschwinden. Das Leben der Kurden – im toten Winkel – ist von Gewalt und vom Widerstand gegen ein Dasein in Ungewissheit geprägt.
Sonderbare Zwischenfälle überschatten schon bald auch die Dreharbeiten: An der Seite von Dolmetscherin Leyla und direkt vor dem Kameraobjektiv taucht die kleine Nachbarstochter Melek auf, mit ihrem hübschen lila Kleid und einem Mystery-Blick, der einem durch Mark und Bein geht. Was nun einsetzt, ist ein kalt-brutaler, subtil gerahmter Politthriller in drei Kapiteln und mit einer multiperspektivisch erzählten Story. Denn ins Visier dieses klug verschachtelten filmischen Vexierbilds treten nicht nur die Strategien finsterer Organisationen und die Logik der Paranoia, sondern das Sehen selbst in all seinen Dimensionen, vom Observieren bis zur Prophezeiung. Der blinde Fleck heisst Trauma, transgenerational. Die deutsch-kurdische Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Ayşe Polat inszeniert ihn in Perfektion.
Eine Veranstaltung der Roten Fabrik Zürich.
Eintritt: CHF 20.- / 15.- / gratis für Personen des Asylbereichs
Vorverkauf auf Eventfrog
Orient Express Filmtage
2020 wurden die Orient Express Filmtage vom gleichnamigen Verein aus der Taufe gehoben um den kulturellen Austausch zwischen Orient und dem Abendland zu fördern und Brücken zwischen Kulturen, Ländern und Menschen zu bauen. Aber auch aus Liebe zur wundervollen Kunstgattung „Kino“, die das Publikum auf zauberhafte Weise in andere Welten zu entführen vermag. Einen Schwerpunkt bildete von Beginn an das sogenannte „Migrations-Kino“, dessen Themen Flucht, Vertreibung, Unterdrückung, Krieg, Gewalt, soziale und familiäre Konflikte wichtige inhaltliche wie auch künstlerische Inputs für den interkulturelle Dialog zu bieten haben.
2023 führen nun die programmierten Filme der vierten Festivalausgabe als spannungsreicher Thriller, betörende Poesie oder erschütternde Dokumentation von der Türkei über Kurdistan, Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, Griechenland, Deutschland, bis in die Schweiz. Das diesjährige Thema lautet „Hoffnung“, denn es darf nicht vergessen werden, dass trotz der verwüsteten Landschaften, der Umweltzerstörung, der Kriege, der Macht, der Gewalt, der Willkür und der bröckelnden Familienstrukturen, von denen viele filmische Beiträge handeln, diese Geschichten erzählt werden MÜSSEN in der Hoffnung auf besseres Verständnis füreinander und dadurch eine mögliche Zukunft des Miteinander.