Konzert

Donnerstag 12.03.2020   20:00

Taktlos 2020: Donnerstag - Festival für grenzüberschreitende Musik

20.00 Uhr

Sylvie Courvoisier - Mark Feldman Duo
Sylvie Courvoisier, Piano
Mark Feldman, Violin

21.15 Uhr

Cory Smythe Solo
Cory Smythe, Piano

22.15 Uhr 

No Flores und Ramon Landolt
Ramon Landolt, Piano, Synths, Electronics
Dave Gisler, Guitar
Tobias Meier, Saxophone
Jonas Ruther, Drums

Eintritt: CHF 45.- / 35.- (AHV/IV/SONART) / 25.- (Legi)

Für die dritte musikerInnenkuratierte Ausgabe des taktlos − Festival für grenzüberschreitende Musik in Zürich hat die in Brooklyn lebende Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier ein sehr persönliches Programm zusammengestellt: «Ich wollte meine Freunde um mich haben, vor allem meine Freundinnen. Auch um damit eine feminine Präsenz zu zeigen, wie sie mittlerweile in New York üblich ist.» Dennoch müssten Frauen immer noch doppelt so hart arbeiten, so Courvoisier, die zu den profiliertesten Musikerinnen der Szene gehört und mit ihren Projekten den Grenzbereich von Jazz-Improvisation und Neuer Musik erweitert hat. Ihrer Beobachtung nach spielen die männlichen Musiker mittlerweile weich und einfühlsam, «sie sind weiblicher als ich».

Die Auswahl der MusikerInnen für das diesjährige Festivalprogramm spiegelt Courvoisiers musikalische Community in Brooklyn und in der Schweiz wider: Geiger Mark Feldman, Pianist Cory Smythe, Pianistin Aki Takase gemeinsam mit der ebenfalls in Brooklyn lebenden Saxofonistin Ingrid Laubrock, Gitarristin Mary Halvorson, Sängerin Clare Huguenin mit dem Pianisten Malcolm Braff, das Trio des Schweizer Schlagzeugers Julian Sartorius, der Schweizer Pianist Ramon Landolt mit dem Trio No Flores, Bassist Drew Gress sowie ihr enger Freund, Gitarrist Fred Frith, der an der Hochschule Basel lehrt. Die MusikerInnen treten oft mehrmals und in verschiedenen Formationen auf. Solo, im Duo, Trio oder in grösseren Projekten, wie in Mary Halvorsonʼs Sextett Code Girl.

Ihr langjähriger Weggefährte John Zorn sagt über Courvoisier: «Sylvie kombiniert brillante Technik mit wilder Vorstellungskraft, die sich über Klassik, Jazz, Improvisation und mehr erstreckt.» Für Courvoisier besteht der Unterschied zwischen Schweizer und New Yorker MusikerInnen in der Zeit, in der sich die Musik entwickeln kann und auch der Stille Raum gegeben wird. Die New Yorker Downtown-Szene sei viel geschäftiger, schneller. In diesem Spannungsfeld der unterschiedlichen Tempi verortet sich die Musik des kommenden Festivals: intensiv, verdichtet, aufmerksam und von tiefer Zärtlichkeit.

Sylvie Courvoisier − Mark Feldman Duo
Das Duo ist die intimste Form des gemeinsamen Improvisierens. Seit mehr als zwanzig Jahren leben und arbeiten die Schweizer Pianistin Sylvie Courvoisier und der amerikanische Geiger Mark Feldman gemeinsam in Brooklyn. Aus lang gewachsenem, gegenseitigem Vertrauen hat sich die Freiheit des musikalischen Loslassens und Wiederfindens entwickelt, ebenso wie die Neugier, das gemeinsame Klanguniversum weiter auszuloten. «Als wir uns kennenlernten, hatte Mark bereits mehr Erfahrung, mittlerweile sind wir auf einer Ebene und haben neben einem grossen Repertoire eine gemeinsame Sprache entwickelt», so Courvoisier im Interview. Das Vokabular ihrer perkussiven Klangstrukturen und zärtlich verzweigten Melodien sind Elemente aus der Neuen Musik, der europäischen Kammermusik und dem Jazz. Die «New York Times» schrieb über ihr Duo: «brillant und abenteuerlustig, dynamisch und furchtlos».

Cory Smythe Solo
Der Ausnahmepianist Cory Smythe gewann gemeinsam mit der Geigerin Hilary Hahn einen Klassik-Grammy, trat beim Darmstädter Festival für Neue Musik auf, führte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Sylvie Courvoisier an zwei Flügeln «La Consagración de la Primavera» («Au sacre du printemps») von Strawinsky auf, spielt mit Anthony Braxton, Tyshawn Sorey und Ingrid Laubrock und wurde von der «Washington Post» für sein rohes und gleichzeitig raffiniertes und feinfühliges Spiel gelobt. Dazu spielt er mit fiktiven Ausgangsszenarien: Für sein Album «Circulate Susanna» entwarf er eine Kindheit im ländlichen Illinois als Sohn eines Square-Dance-Vorsängers – für «Autotrophs» eine alternative Realität im Umfeld der französischen Spektralmusik der Achtzigerjahre. Über sein Album «Pluripotent» sagte der Pianist Jason Moran, es sei «zweifellos eine der besten Soloaufnahmen, die ich je gehört habe».

Noflores & Ramon Landolt
Das Schweizer Trio No Flores um Gitarrist Dave Gisler, Saxofonist Tobias Meier und Schlagzeuger Jonas Ruther entwickelte bereits 2013 eine eigene Klangwelt, bei der die Melodie fast schwerelos im Raum zu schweben schien − zu hören auf ihrem 2014 erschienenen Album «Let Them Come». «Jazzʼnʼmore» bescheinigte dem ausdrucksvollen Spiel von Tobias Meier «die Körperlichkeit des Klangs». Für das diesjährige taktlos wird das Trio um den Pianisten und Klangtüftler Ramon Landolt ergänzt, der neben dem Trio Heinz Herbert mit TomRamon ein Soloprojekt gestartet hat, bei dem er «biodigitale» Musik im Bereich von elektronischer und Computermusik erforscht. In ihrem diesjährigen Zusammenspiel stehen mit Gisler, Meier, Ruther und Landolt vier junge Schweizer Musiker auf der Bühne, die intellektuell und humorvoll die Grenzen der kollektiven Improvisation erweitern.