Taktloss22

Donnerstag 17.03.2022 – Samstag 19.03.2022

Taktlos 2022 - Festival für grenzüberschreitende Musik

Donnerstag, 17. März, 20:00 Uhr
Susanna Gartmayer Solo
Joelle Léandre Solo
 
Freitag, 18. März, 20:00 Uhr
Martina Berther Solo
Ava Mendoza - Hamid Drake Duo
Yes Deer

Samstag, 19. März, 20:00 Uhr
Christine Abdelour - Louis Schild Duo
Elaine Mitchener Solo
Selvhenter

17. – 19. März vor den Konzerten
Installation
Martina Berther, Bass Guitar
Bernhard Zitz, Technics and Sound Space

Vorverkauf Tickets

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Susanna Gartmayer Solo
Susanna Gartmayer, Bass Clarinet

In Susanna Gartmayers Spiel ist die Klarinette virtuose Diva, Rhythmusmaschine, atmosphärisches Flimmern, ein heulendes Tier, ein irrlichterndes Geräusch und vieles mehr. In einfachen und repetitiven Arrangements zeigt es sich oft am deutlichsten: Gartmayer ist eine Soundkünstlerin auf ihrem Instrument. Ganze Landschaften erzeugt sie mit ihm. Hierin bewegt sich die Klarinette so plastisch, so erzählerisch, dass sie wie eine lebende Figur, ein sich wandelnder Charakter auftritt. Die Faszination an der völligen Verwandlung dieses Instruments geht über Genres und Kunstformen hinaus und führt das Ohr zum Grunde des Tons, den organischen Bahnen des Klangmaterials zurück.

 

Joëlle Léandre Solo
Joëlle Léandre, Double Bass

Die 1951 in Frankreich geborene Kontrabassistin Joëlle Léandre zählt zu den gefragtesten Künstlerinnen der zeitgenössischen Musik und des Free Jazz. Studiert hat sie bei Morton Feldman und John Cage. Letzterer und um die 40 weitere haben für sie komponiert. Sie spielte in Pierre Boulezʼ Ensemble InterContemporain, kollaborierte aber auch mit unzähligen Grössen des Jazz und der Improvisationsmusik wie Anthony Braxton, George Lewis oder John Zorn. Ihr Schaffen reflektiert den Dialog zwischen der Post-Schöneberg-Ära und der freien Improvisation. Und so beeindruckt auch ihr Solospiel durch eine schier unendliche stilistische und klangliche Vielfalt, die niemals nur musikalisches Konzept oder virtuoses Vorspiel zu sein scheint, sondern immer auch tiefer seelischer Ausdruck.

 

Martina Berther Solo
Martina Berther, Bass Guitar

Die Taktlos-Kuratorin und E-Bassistin Martina Berther ist eine der gefragtesten und vielseitigsten Improvisationsmusikerinnen der Schweizer Musikszene. Nach zahlreichen Kollaborationen und Spielprojekten von Punk bis Pop widmet sie sich nun ganz dem Wesentlichen − der Bassgitarre. Roh und ohne digitale Bearbeitung zeigt sich der Bass in ihrem Spiel als Instrument, das auch allein sphärische bis düstere Stimmungsbilder entwerfen kann. Er ist Rhythmusgerät und Noise-Generator zugleich. Klänge, Geräusche und analog-elektrische Effekte geraten zuweilen in Komposition mit sich selbst. Am Taktlos-Festival wird Berther eine Improvisation entstehen lassen, die ihr die Zeit, der Raum und das Publikum eingeben

 

Ava Mendoza - Hamid Drake Duo
Ava Mendoza, Gitarre
Hamid Drake, Schlagzeug

Ava Mendoza teilte die Bühne mit dem sie viele Jahre inspirierenden Schlagzeuger Hamid Drake erstmals 2019 am legendären Vision Festival in ihrem eigenen Wohnviertel, in Brooklyn, New York City. Mit dabei waren damals ihre regelmässigen Spielpartner Matt Nelson am Saxofon und Adam Lane am Bass. Jetzt treten Mendoza und Drake zum ersten Mal als Duo auf: die experimentelle Jazz- und Rock-Gitarristin und der Schlagzeug-Gigant. Drake gilt als einer der ersten US-amerikanischen Schlagzeuger, der die Perkussionsmusik anderer Kulturen studierte und darin zum Meister wurde. Mit seinem multirhythmischen Spiel regt er Mendoza zu Rock-Fantasien à la Hendrix an. Es dürfte also auch zu zweit wild, schnell und grenzüberschreitend berauschend werden.

 

Yes Deer
Signe Emmeluth, Saxophones
Karl Bjorå, Guitar and Synth
Anders Vestergaard, Drums

Am Saxofon gastiert die Norwegerin Signe Emmeluth mit ihrem ekstatischen und affektiven Spiel, schnellen Registerwechseln und abrupten Ausbrüchen. E-Gitarrist Karl Bjorå füllt alle noch verbleibenden Zwischenräume mit trocken-verzerrten Geräuschen und Feedbacks. Schlagzeuger Anders Vestergaard treibt den Rhythmus auf ungeraden Bahnen in ständige Wirbel, bis jede Sechzehntel dieser Musik Ton und Geräusch ist. Die bestimmenden Modi von Yes Deers Musik sind Affekt und Aggression, die Ästhetik ist eine des Ausbruchs. Yes Deer bewegt sich zwischen Free Jazz und absolutem Noise, ist Musik in ihrer Auflösung, Hybridität am Übergang ins Chaos, das auf all jene befreiend wirkt, die sich ihm hingeben können.

 

Christine Abdelnour & Louis Schild Duo
Christine Abdelnour, Alto Saxophone
Louis Schild, Bass

Die in Paris geborene Altsaxofonistin Christine Abdelnour hat ihren gänzlich eigenen Stil geprägt und schlägt noch immer völlig ungekannte Töne an. Sie spielt mit den perkussiven Ausdrucksmöglichkeiten des Saxofons und beeindruckt mit ihrer Ansatztechnik, ihrem «Spiel mit der Luft». Neben Arbeiten mit Grössen der freien Improvisation wie Sven-Åke Johansson oder Axel Dörner spielte sie gemeinsam mit dem Schweizer E-Bassisten Louis Schild das gut halbstündige «La Louve» ein. Das langgezogene Rauschen des Saxofons klingt hier wie ein kratziges Reiben, während Louis Schild die Saiten der Bass-Gitarre ebenfalls auf perkussive Weise beansprucht. Sie machen Musik, die die Grenzen des Begriffs sprengt.

 

Elaine Mitchener Solo
Elaine Mitchener, Movement and Voice

Die Londonerin Elaine Mitchener ist „Bewegungskünstlerin“ und Sängerin. In ihren Performances nutzt sie alle Spielweisen des Körpers: Mittels Gestik, Mimik, Sprache und Gesang sowie durch Laute, Bewegungen und Tanz erzeugt sie eine Art ‚reinen Ausdruck‘. Das ist intensiv, und die Narrationen ihrer Stücke sind konkret und nachvollziehbar. In ihnen verarbeitet die 1970 als Tochter jamaikanischer Einwanderer geborene Mitchener die Geschichte ihrer Vorfahren bis in die Gegenwart. Neben Solo-Performances hat Mitchener das Hawkins−Mitchener Quartet mitgegründet, hat mit Jazzgrößen wie Evan Parker oder Hamid Drake sowie experimentelleren Musiker*innen wie Alasdair Roberts oder Moor Mother zusammengearbeitet.

 

Selvhenter
Maria Bertel, Trombone
Jaleh Negari, Drums
Anja Jacobsen, Drums

Die Experimentalformation Selvhenter bedient sich aus Jazz, Rock und Weltmusik und erschafft daraus einen rauschend-energetischen Sound. Avantgardistischer Jazz bildet die Grundlage. Von afrikanischen und südamerikanischen Tänzen inspirierte Polyrhythmen erzeugen einen meditativen Sog. Noise und krautrockige Spielweisen und Klangfarben treiben den Puls ins Psychedelische und Wilde. Selvhenter ist eine von mehreren Formationen des dänischen Künstlerinnen- und Label-Kollektivs Eget Værelse. Am Taktlos-Festival treten sie als Trio mit Maria Bertel an der Posaune und den beiden Schlagzeugerinnen Jaleh Negari und Anja Jacobsen auf.

 

Installation
Martina Berther, Bass Guitar
Bernhard Zitz, Technics and Sound Space

In dieser immersiven Installation, bei der Übergang zwischen realer und fiktiver Welt fliessend ist, werden die experimentellen Kompositionen Martina Berthers für sich selbst spielen. Bislang lebten ihre Stücke vom Live-Spiel. Hier aber übernimmt die Technik. Der von dem Künstler und Soundtechniker Bernhard Zitz entworfene Klangraum lässt Berthers Kompositionen für sich allein stehen und hörbar im Raum wandern. Der sphärische Charakter und das Fehlen jeglicher visueller Referenzen lassen die Musik nur umso außerweltlicher und unbegreiflicher erscheinen. Mal haben die Soundfragmente etwas von den kosmisch-psychedelischen Experimenten der 1960er Jahre, mal sind sie ganz Materialstudie. Einige dieser Kompositionen erscheinen auf Berthers Solo-Debütalbum.